hendrik.weber - 14. Mär, 10:18

Da mir übergangsweise ein privater Internetzugang fehlt, habe ich auf einem Spaziergang von einem öfentlichen über deine Fragen nachgedacht und sie, wie ich gerade feststelle, nicht ganz korrekt memoriert – leise rieselt der Kalk :(
Um allgemeine Kriterien zu erkennen, bräuchte man wohl möglichst viel Vergleichsmaterial aus verschiedenen Zeiten und Szenen.
Die eigenen, eher spärlichen Erinnerungen legen mir die Vermutung nah, dass generell mit ganz wenigen Phrasen und Füllwörtern ein eigener Sprachcharakter erzeugt wird.
Funktion jedes Subidioms ist die Abgrenzung, denke ich.
Während meiner Schulzeit, als sich die strikte Trennung zwischen Mädchen und Jungs nicht nur sitzordnungsmäßig auflöste (ca. 6. Klasse), wurden die Mädchen von den Jungs mit einem Mal nur noch „Furche“ genannt. Die haben das anstandslos akzeptiert, ohne dass sie meines Wissens nach die Jungs umgekehrt etwa mit „Schlauch“ oder so betitelt hätten.
Soweit ich mich erinnere, war das Phänomen aber ein ziemlich temporäres und nur auf unseren Jahrgang beschränkt. Es ging von den beiden Alphatypen der zwei Parallelklassen aus und beschränkte sich vor allem auf diejenigen Jungs, die Chancen bei den Mädels hatten.
Jaja, ich weiß, kein sehr brauchbares Beispiel, ich wollte eigentlich ja auch nur sagen, dass dein Anagramm klasse ist.

iwillbe - 14. Mär, 10:52

das mit dem vergleichmaterial ist schwierig, weil früher nur studentensprache dokumentiert wurde.. (es ist übrigens erstaunlich wieviele ausdrücke früher von studenten geprägt und vom rest der "höheren"gesellschaft abgelehnt wurde, die heute gang und gäbe sind. merkwürdigerweise nutzen die wissenschaftler aber nicht das potential, dass in ehemaligen "jugendlichen sprechern" steckt... die fragen scheinbar immer nur die jugend selbst und stellen dann noch so dusselige fragen (die ich äh.. glaub ich auch gestellt hab) wann jemand jugendsprache spricht.. und dergleichen... also ich hätte das glaub ich früher nicht als jugendsprache verstanden... aber gut..

das mit der abgrenzung finde ich eher zweifelhaft... weil sich ja keine gruppe zusammensetzt und sich überlegt.." was können wir denn mal sagen, um uns von den erwachsenen abzugrenzen?" das ist vielleicht ein ganz angenehmer nebeneffekt aber der ursprung eines wortes wird darin nicht gefunden...

gerade die sexuellen anspielungen sind aber glaub ich ein gutes beispiel... denn gerade in diesem bereich sind jugendliche ja besonders kreativ. die frage ist nur... warum?

vielen dank auch für das lob:)
hendrik.weber - 16. Mär, 11:58

Das mit den sexuellen Anspielungen hat wohl damit zu tun, dass "Jugend" biologisch gesehen die Zeit der sexuellen Ausreifung ist. Der Mensch ist ja generell sprachlich ziemlich kreativ, was seine Sexualität angeht. Arno Schmidt z.B. hat ja sogar die Theorie vertreten, alle Sprache sei letztlich auf Sexualität zurückzuführen (Etymtheorie).
Stimmt, dass sich keine Gruppe zusammensetzt und überlegt, wie sie sich sprachlich abgrenzen könnte, "objektiv" tut sie es aber doch bzw. man gehört mit dazu, wenn man dann diese Sprache benutzt.
iwillbe - 17. Mär, 10:11

warum ist der mensch so kreativ, wenn es um die sexualität geht? - weil er ein bedürfnis hat darüber zu sprechen, es aber etwas derart intimes ist, das damit auch immer schamgefühle hervorgerufen werden, die in den gebräuchlichen worten (und bei jugendlichen mag das besonders mit den gebräuchlichen worten der erwachsenenwelt konnotiert sein) mitschwingen. es geht also darum, das unsagbare trotzdem irgendwie zu sagen. und wenn man zu einer gruppe gehört, die diese sagbaren wörter benutzt, dann ist es eine gruppe in der es besser möglich ist, sich auszutauschen... und das wird von außen als abgrenzung gewertet... aber ob es wirklich eine ist?
hendrik.weber - 18. Mär, 10:27

Im Zeitalter der allgegenwärtigen Pornografie, seis nun als Hardcorevariante im Internet oder softer in Werbung und Film -neulich habe ich jemanden sagen hören, heutzutage sei es provokativ-avantgardistisch, wenn in einem Fernsehfilm mal keine Sexszene vorkomme-, würde ich in dem Zusammenhang, den du meinst, lieber von Liebe&Eros als von Sex sprechen.
Ich hab vor vielen Jahren mal gelesen, Schamgefühl komme immer im Zusammenhang mit etwas auf, für das man nichts könne. (Ich frag mich seitdem immer, ob das stimmt. Was deine Beobachtung angeht, kommt es zweifelsfrei hin.)

Wahrscheinlich ist die Weise, in der ich hier auf "Abgrenzung" gedeutet habe, zu pauschal. Was ist es denn deiner Meinung nach? Ist "Protest" genauer?

Und jetzt nochmal was ganz anderes: Seitdem du hier mitgeteilt hast, dass du käuflich bist, frage ich mich, ob du nicht vielleicht auch AUSNAHMSWEISE ausleihbar wärest?? Falls doch, hätte ich Interesse an "Wer süchtig ist" :)
iwillbe - 18. Mär, 12:09

ich glaube der eindruck von abgrenzung und protest entsteht durch die sprachlosigkeit auf beiden seiten... jede jugend macht eben andere erfahrungen (und selbst wenn ähnlichkeiten bestehen) als die elterngeneration, beziehungsweise meint das, weil die elterngeneration sich von der eigenen jugend abgrenzt.. man muss schließlich erwachsen werden und dann mit gutem vorbild vorangehen... dabei vergessen glaube ich viele dass sie selbst auch mal jung waren(das klingt jetzt zwar abgedroschen... aber naja..)
(das ist jetzt wirr... ich lass es stehen und fang nochmal an..)
die abgrenzung geschieht von der elternseite her, zunächst als abgrenzung zur eigenen jugend und darüber auch als abgrenzung zur neuen jugend. die älteren wollen die neue sprache nicht sprechen und sie wollen oder können mit den jugendlichen nicht mehr über die dinge sprechen die sie(also die jugendlichen) bewegen (das ist natürlich jetzt auch nicht auf alle bereiche zu beziehen sondern eher auf die bereiche in denen jugendsprache entsteht), wenn es da beispielsweise auch um das lästern und dissen geht ist das ja auch sehr verständlich und zu begrüßen.
viel schlimmer ist es wenn die erwachsenen diese grenze nicht mehr ziehen sondern in einer art jugendwahn vieles was die jugendlichen tun und sagen adaptieren wollen, dann gehen nämlich wesentliche züge der erwachsenensprache zugrunde... die ja für die nachfolgende generation eigentlich wichtig wären...

was bedeutet denn ausleihen? wie lange? zu welchem zweck? usw? positiv(also original) oder negativ repro?
hendrik.weber - 19. Mär, 10:30

ausleihen bedeutet jemand (in diesem fall du) überlässt jemandem (in diesem fall mir) etwas (...) für eine gewisse zeit. so lange, bis du es zurückhaben möchtest bzw. ich es nicht mehr will.
ich würde es unter glas gerahmt in meiner wohneinheit an die wand hängen, um es gelegentlich zu betrachten. ich würde beobachten, wie es mit den anderen wandgehängen korrespondiert.
obwohl ich durchaus ein freund warholscher kunst(ideen) bin, würde ich das original bevorzugen aber natürlich auch mit einem abzug zufrieden sein.
hendrik.weber - 20. Mär, 10:24

Manchmal habe ich Tomaten auf den Augen. Plamwsch - soll heißen, gerade ist mir eine runtergefallen. Und was seh ich? Kassandra. Hab ich zwar noch nicht gelesen, weil es zu den paar Büchern gehört, die ich mir seit Jahren für „später“ aufhebe, ist ja immer gut, wenn man noch was vor sich hat, trotzdem kenn ich natürlich den Plot. Und Christa Wolf, die ich richtig (um nicht cool zu sagen) toll finde. Sie ist übrigens vorgestern 80 geworden. Wenn man sie so sieht und hört, könnte sie aber auch 30 Jahre jünger sein. Hast du noch mehr Bücher von der gelesen?
iwillbe - 20. Mär, 15:41

mh.. also das mit dem ausleihen... ich weiß nicht... das artet ja doch schnell in dauerleihgaben aus... und ich finde es auch irgendwie nicht ganz fair denjenigen gegenüber, die mir geld dafür gegeben haben... zumal der preis ja nun nicht gerade übertrieben hoch angesetzt ist.... also nein. ich verleihnix. tut mir leid..

christa wolf wird mich in meiner deutschprüfung begleiten. da geht es dann um mythenadaption mit schwerpunkt kassandra und medea. mehr habe ich von ihr leider noch nicht gelesen (auch wenn ich das sicher tun werde(sie ist die größte:))
kassandra ist eins der wenigen bücher die man tatsächlich immer wieder lesen kann ohne sich zu langweilen, es gibt immer noch wieder etwas neues zu entdecken... und diese sprache... (in den besprechungen von kassandra wird ihr zwar immer wieder sngelastet, dass dieser pathetische stil, beinahe jambische form annimmt und unpassend und schwer zu lesen sein soll... aber ich finde genau das macht den reiz aus ... es liest sich wie ein gedicht und die worte treffen sicherer als die pfeile die sie beschreiben...hach da gerät man direkt wieder ins schwärmen*g*)
hendrik.weber - 21. Mär, 10:13

Sehr geehrte Verleihnix,
dass du mir das Werk nicht leihen willst, ist okeh. Dass dir das leid tut, halte ich aber für arg übertrieben resp. gelogen. :D Auch das Argument, es sei unfair, macht nur Sinn, wenn die allgemein gehaltene Ferststellung, Leihgabe = Dauerleihgabe hier zutreffen würde, was natürlich nicht der Fall wäre, also wirklich, was für eine Unterstellung, tzzzzsss! :))
hendrik.weber - 22. Mär, 13:52

iwillbe - 22. Mär, 15:18

also gut... so besonders leid tut es mir nicht.. werte es daher als höflichkeitsfloskel. da ich weiß dass ich wenn ich etwas verleihe meist dazu neige die verliehenen sachen nicht zurückzufordern, würde es, wenn so eine leihgabe erstmal einen lauschigen platz an einer sammlerwand gefunden hat, mir mit sicherheit durch die lappen gehen, das mal zurückzufordern... insofern wäre es mit der dauerleihgabe meine schuld.
wie dem auch sei.. eine pamelmuse ist im übrigen bitter:)

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